Julia Ertmer ärgert das Profifeld bei der Challenge Heilbronn und wird Deutsche AltersklassenMeisterin über die Mitteldistanz
Bleibt man ganz sachlich, muss man festhalten, dass die Bad Orber Triathletin Julia Ertmer – bis zum vergangenen Wochenende im Jahr 2016 noch ungeschlagen – bei der Challenge Heilbronn mit dem 4. Gesamtplatz ihre erste Niederlage einstecken musste. Diese Holzmedaille stellt sich jedoch als Ertmers größter Erfolg in ihrer Sportlerkarriere dar, las sich die Startliste mit den Profidamen Laura Phillip, Julia Mai, Julia Viellehner und vor allem Julia Gayer im Vorfeld so, dass Ertmer eher mit Außenseiterchancen ins Rennen ging. Es war ein Aufeinandertreffen deutscher Triatlhongrößen, alle angetreten um sich einen der begehrten DM-Titel zu holen. Die zweite heimische Athletin stand mit Nina Vabic an der Startlinie. Beide Sportlerinnen des TV BAD ORB haben sich in der Vergangenheit schon spannende Duelle geliefert. Als Ironman-WM Starterin musste man auch mit Vabic an diesem Tag rechnen.
Bleibt man weiter bei den Fakten, so muss man aber genauso feststellen, dass die passionierte Triathletin Ertmer am Wochenende neben etlichen anderen Triathlon-Profis vor allem Namenvetterin Julia Gayer, ihres Zeichens Siegerin des legendären Langdistanz-Klassikers im fränkischen Roth von 2013, zweite beim Ironman Germany in Frankfurt in 2015 und Siegerin der Nordamerika Meisterschaften beim Ironman Texas in 2016, in den Schatten gestellt hat. Vor allen anderen Fakten hat Ertmer bei den Deutschen Meisterschaften, die innerhalb der Challenge Heilbronn ausgetragen wurde, das Renngeschehen von Anfang an mitgestaltet und sich vorbildlich in Szene gesetzt. Der Kurstädterin kam dabei entgegen, dass auch das Rennen am Neckar auf Grund der Schlechtwetterlage ohne Schwimmen, dafür aber als Duathlon über die Distanzen 5km Laufen, 93km Radfahren und einem abschließenden 21,1km langen Halbmarathon ausgetragen wurde. Ertmer war selbstverständlich bestens auf ihr erstes Saisonhighlight vorbereitet, so auch auf das Schwimmen. Als ehemalige 3000m-Hindernis Läuferin spielte das Duathlonformat Ertmer jedoch durchaus in die Karten. Bereits beim Auftaktlauf setzte sich Ertmer direkt hinter Laura Phillipp, in dieser Saison bereits mit diversen Siegen über die halbe Ironman-Distanz ausgezeichnet, fest. Angeführt wurde das Feld beim Auftaktlauf von Laufspezialistin Juia Viellehner, die ihre Chancen mit einem Höllentempo versuchte voll auszuschöpfen. Ertmer lief jeden der ersten 5km Kilometer in 3:30min und wechselte damit als dritte Athletin direkt hinter den beiden Pro-Athletinnen aufs Rad. Die mehrfache Ironman-Siegerin Julia Gayer hatte sie zu diesem Zeitpunkt „stehenlassen“, die direkt nach der Oberin die Wechselzone erreichte.
Auf der Radstrecke, die es mit ständigen – von den Startern gerne als „giftig“ betitelten - Anstiegen in sich hat, spielte sich ein munteres Positionsgerangel ab. Gayer spielte ihre gewohnte Radstärke aus und führte das Feld bald an. Ertmer wiederum konnte Viellehner zunächst überholen, um dann aber wieder von ihr gestellt zu werden. Mit Anne Falk und Lena Berlinger ärgerten zwei weitere starke Altersklassen-Athletinnen die anderen Profis und gaben alles, dass sich diese die mit den Platzierungen hinter ihnen begnügen mussten. Ertmer fuhr als 5. Des Gesamtfeldes in die zweite Wechselzone und stieg zum zweiten Mal an diesem Tage in die Laufschuhe. Mit den beiden schnellsten Halbmarathons waren Laura Phillip (1.) und Julia Viellehner (2.) nicht zu schlagen. Julia Gayer stieg auf der Laufstrecke aus und beendete das Rennen nicht. Hinter den beiden enteilten Profis spielten sich für die voll am Limit laufende Ertmer zunächst Dramen ab. Nach etwa 2 Kilometern krampfte ihr Oberschenkel dermaßen, dass sie stoppen musste und alles daran setzte, mit entlastenden Dehnungen wieder zu dem Lauftempo zu kommen, welches sie in einer Topplatzierung halten würde. Glücklicherweise kam Ertmer wieder in ihren gewohnt schnellen „Tritt“ und zementierte mit einem starken Halbmarathon den vierten Gesamtrang und den Sieg in ihrer Altersklasse.
„Ich bin total überwältigt von meiner eigenen Leistung. Ich war jetzt zwar schon öfters bei kleineren Veranstaltungen erfolgreich. Aber bei einem Challenge Rennen, bei dem fast 3000 Triathleten am Start sind und die Elite um die Deutsche Meisterschaft kämpft, zu merken, dass ich ganz vorne dabei bin, ist ein unglaublich tolles Gefühl. Als die Presse-Motorräder zum Fotografieren neben mir hergefahren sind, die sonst eher an einem vorbeirauschen, um Bilder von den Profis zu schießen, habe ich gemerkt, wie gut ich unterwegs bin. Dann noch als Vierte über die Ziellinie zu laufen, war umwerfend. Normalerweise ärgert man sich ja immer etwas, wenn man am Podium vorbeischrammt, aber das hier ist schon eine ganz besondere „Holzmedaille“, so beschreibt die Orberin ihre Emotionen. Fast schon nebenbei sprang mit der sensationellen Endzeit von 4:35 Stunden obendrein auch der Deutsche Meistertitel in ihrer Altersklasse heraus. Durch das stark besetzte Starterfeld verbucht Ertmer den 4. Gesamtplatz als größte sportliche Leistung ihrer Karriere – noch vor dem Europameistertitel im Sprint-Duathlon im April - ab und freut sich über eine ganz besondere „Holzmedaille“.
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