Der Garten der ganz, ganz Harten! Allein schon einen Startplatz beim
Norseman, dem wohl schwersten Triathlon der Welt über die Ironman-Distanz zu ergattern, ist ein schwieriges Unterfangen. Nur ganze 150 Anmeldungen nehmen die Organisatoren jährlich an. Die kleine Bergbahn, die auf den 1883m hohen Gipfel des Zielberges
Gaustatoppen führt kann nicht mehr Menschen ins Tal befördern. 2012 allerdings hatten sich die Organisatoren entschlossen, zum 10-jährigen Bestehen zwei Rennen auszutragen, eines am 04., eines am 05. August. Julia Nikolopoulos hatte sich mit ihrer sportlichen Vita, in der zwei Teilnahmen bei der Ironman-WM auf Hawaii, der 5. Platz beim Ironman UK 2008 und der Sieg bei der Ironman-EM 2011 in der Altersklasse stehen beworben und einen Startplatz im ersten Rennen am Samstag zugeteilt bekommen.
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Julia beim Schwimmausstieg (die Datenleitung aus dem hohen Norden ist etwas dünn, darum die eher miserable Qualität der Bilder) |
Am kältesten sollte der Ausflug in den hohen Norden für Julia gleich zu Beginn werden: Der Hardangerfjord war mit einer Temperatur von nur knapp über 14°C nicht wirklich wohl temperiert. Dick eingepackt nicht nur mit Neoprenanzug, sondern auch Neoprenbadekappe und Neoprensocken (s. Bild oben) brachte Julia die Auftaktdisziplin in knapp 1:15h hinter sich und begann die 180km lange Radstrecke schon in den Top 10 des Frauenfeldes. Von Meereshöhe führte die Radstrecke zunächst hinauf auf das gut 1.000m hoch gelegene Plateau der Hardangervidda, die in östliche Richtung zu durchqueren ist. Nach diesem langen Anstieg schon hatte sich die Orberin weit nach vorn gearbeitet und konnte sich bei idealen äußeren Bedingungen von um 17° mit der zweitbesten Radzeit des Tages (6:24h) die Gesamtführung erkämpfen. Als sie sich nach fast acht Stunden Rennzeit die Laufschuhe binden konnte, stand ihr die härteste Prüfung aber noch bevor. Der zu absolvierende Marathon verläuft zwar zunächst bergab und steigt dann erst nur leicht an. Auf den letzten 10 Kilometern aber haben die Athleten hinauf zum Gipfel des Gaustatoppen einen Höhenunterschied von mehr als 1.500 Metern zu überwinden. Die Zwischenmeldung bei Laufkilometer 32 aber hatte es in sich und sorgte beim Orber Miniteam, das aus Julia und ihrem Mann Alexander bestand, für einen Schuss Extramotivation: Sie lag dort mehr als 25 Minuten vor dem 2011 Jahr aufgestellten Streckenrekord der Profiathletin Susanne Buckenlei.
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Julia bei 32,5km der Laufstrecke, der Gipfel des Gaustatoppen im Hintergrund |
Was aber auf diesen letzten Kilometern passiert, läßt sich sehr schwer voraussagen, denn auch ein Training mit Läufen auf den Großen Feldberg im Taunus kann für einen mehr als doppelt so langen Anstieg – am Ende über Geröllpassagen, nicht wirklich vorbereiten. Trotzdem schlug sich Julia bravourös und erreichte das Ziel mit neuem Streckenrekord von 13:00:40h* vor der am Ende stark aufkommenden Zweitplatzierten Ingrid Lorvik aus Norwegen. Diese erreichte weniger als zwei Minuten nach Julia in 13:02:35h das Ziel. Dritte wurde, knapp eine Dreiviertelstunde zurück, die Britin Sue Smith (13:43:50h).
*Julias Streckenrekord sollte leider nur rund 23 Stunden Bestand haben. Im Rennen am Sonntag verbesserte Siegerin Anett Finger (Dresden) die Bestmarke auf 12:17h.
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